Vortrag

NS-Zwangsarbeit in digitalen Spielen – Diskussion, Dokumentationszentrum Berlin

Der Nationalsozialismus und seine Verbrechen sind in vielen digitalen Spielen präsent, allerdings meist aus einer stark vereinfachten, vorwiegend militärischen Perspektive. Dadurch sparen sie häufig Aspekte aus, die den Wesenskern der Gewaltherrschaft des NS-Regimes kennzeichnen. Neben dem Holocaust oder dem Vernichtungskrieg in Osteuropa bleibt so auch das Thema der Zwangsarbeit wenig beleuchtet. Einerseits trauen Institutionen digitalen Spielen als Medium nicht zu, solche Themen in ihren Gedenkorten oder als Teil der historisch-politischen Bildung sinnvoll aufzubereiten. Spieleentwickler:innen auf der anderen Seite, scheuen sich wegen möglicher harscher Kontroversen davor, diese Themen in der gebotenen Tiefe in Spiele zu integrieren. In der Folge sorgen gerade Tabus dafür, dass digitale Spiele nur lückenhaft die Geschichte des NS behandeln – und damit vieles schlicht falsch transportieren.

Überblick zu Darstellungsformen von NS-Zwangsarbeit in digitalen Spielen (Kanal Nolden via Youtube, 21.10.2021)

Deshalb war es durchaus eine Herausforderung auch für das Dokumentationzentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin, am 21.10.2021 in einer live via Zoom übertragenen Diskussionsrunde sich dieser Gegensätze und Spannungen einmal anzunehmen (Aufzeichnung via Youtube). Ein besonderer Dank gilt der Zusammenarbeit mit Juliane Grossmann und Roland Borchers, die skeptische Geister im Hause überzeugten. Zur Einführung in den Abend bereitete ich einen Video-Mitschnitt vor, der Variationen von Herangehensweisen in digitalen Spielen zeigt (siehe Video in meinem Youtube-Kanal).

Mitschnitt der Diskussionsrunde via Zoom, leider mit anfänglichen Übertragungsproblemen (Kanal Nazi Forced Labour Documentation Centre via Youtube, 21.10.2021)

Moderiert durch Lena Sommerfeld vom Dokumentationszentrum, näherten sich mit mir auf dem Podium Stephanie Billib von der Gedenkstätte Bergen-Belsen und Nicole Hanisch vom Computerspielemuseum Berlin der Darstellung von NS-Herrschaft und Zwangsarbeit in digitalen Spielen an. Wir sprachen unter Anderem darüber, welchen Wert interaktive Erfahrungen auch in Gedenkstätten haben, welchen Raum NS-Themen im Computerspielmuseum erhalten könnten und wie sich die Spielekultur erinnerungskulturell mehr öffnen ließe – letztlich auch mit Blick auf Bildungssituationen. Es freut mich, dass wir auch in der Gedenkstätte mit dem Abend überzeugen konnten, das die Zusammenarbeit zukünftig vertieft werden soll.

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