Termin,  Vortrag

Serious Games und das Erinnern an den NS-Terror – Pilecki Institut, Berlin

An ihrem Berliner Standort lud das Pilecki Institut zur Tagung „Ein Blick hinter die Pixel“, die sich mit „Serious Games in der historisch-politischen Bildung“ befassen sollte. Dabei stand auch ein eigenes Serious Game des Instituts im Fokus: In „Die Schattenjäger“ ermitteln Spielende zum Fall des Sylter Bürgermeisters Reinefarth, der für seine Kriegsverbrechen in Polen nie durch die westdeutsche Justiz zur Rechenschaft gezogen wurde.

Bevor das Spiel am Ende kurz angespielt wurde, startete die Tagung mit einem Vortrag durch mich. Ich betonte mit meinem Vortrag, wie digitale Spiele insgesamt „Geschichte spielbar machen“. Die didaktische Perspektive auf Serious Games steuerte Alexander Preisinger von der Universität Wien bei, der dort das GameLab der Geschichtsdidaktik mitverantwortet. Ein Upload des Livestreams ist geplant. Ich aktualisiere diesen Beitrag, sobald es so weit ist.

Mein Vortrag stellte die Gamingkultur um das Thema NS vor und verglich mit einem Serious Game und einem kommerziellen Spiel die Herangehensweisen an die Ermittlungen gegen NS-Verbrechen. (eigener Screenshot)

Der Fokus meines Anteils lag darauf, welchen Beitrag nicht nur Serious Games, sondern auch kommerzielle digitale Spiele beim Erinnern an die Folgen der NS-Terrorherrschaft leisten. Deshalb gab ich zunächst einen Überblick über Defizite und positive Entwicklungen unter digitalen Spielen. Ich erläuterte, dass meine Doktorarbeit deutlich nachweisen konnte, dass lebendige Erinnerungskulturen unter Spielenden durchaus die Regel sind. Nach einem Überblick zu aktuellen Trends der Serious Games in der historisch-politischen Bildung, stellte ich die historische Haltung von „Die Schattenjäger“ und einem sehr ähnlich angelegten Spiel namens „The Darkest Files“ gegenüber. Es entsteht bei den erfahrenen Entwickler:innen von Paintbucket Games. Ein Vergleich der historischen Annäherungsweisen lohnt sich somit sehr.

Das polnisch-deutsche Verhältnis ist wohl eines der wichtigsten in Europa. Aus meiner Perspektive leidet es viel zu lange schon nicht nur unter den Folgen des NS, die der Nachhall der Geschichte in die Gegenwart ausstrahlt. Vonseiten Deutschlands herrscht eine reservierte Ignoranz vor. Nur wenig etwa findet Polen als schulisches Thema statt und Nachrichten von dort dringen nur selten durch das journalistische Tagesgeschäft. In Polen missbraucht dagegen besonders die politische Rechte fahrlässig Deutschland als Feindbild und ruiniert so das Verhältnis für kurzfristige Wahlerfolge.

So grauenhaft also einige Passagen der gemeinsamen Geschichte sind, tragen Veranstaltungen der historisch-politischen Bildung zu gegenseitigem Austausch und einer besseren Zusammenarbeit bei. Mich freut daher sehr, einen Beitrag dazu leisten zu dürfen. Und digitale Spiele können ihren leisten.

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