Lehre,  Publikation

Digitale Spiele und Historisches Lernen – Rezension, AKGWDS

Digitale Spiele sind noch immer eine große Leerstelle für den schulischen Unterricht, insbesondere aber für den Geschichtsunterricht. Und das, obwohl sich eine enorme Zahl der Spiele historische Hintergründe zum Spielinhalt nimmt. Sie schaffen weit über offensichtliche Kulissen aus Objekten hinaus beeindruckende Spielsysteme, die Gesellschaft, Politik und Alltag in verschiedensten Epochen modellieren. Stephan F. Mai und Alexander Preisinger legten 2020 im Wochenschau-Verlag eine Sammlung von Arbeitsmaterialien gezielt für den Geschichtsunterricht vor.

Darf’s ein bisschen mehr sein?! Aufgrund von Feedback und Diskussionen wurde die Rezension schließlich zu einem Mehrteiler. (abb. eigener Screenshot)

Sie baten mich um eine Rezension, weil ich mich 2018/19 in Hamburg mit dem „Repositorium HistoGames“ in eine ähnliche Richtung für die Lehrerbildung vorwagte (L3Prof Lehrerprofessionalisierung). Den Entwurf meiner Rezension „Bruchstücke für ein Mosaik“ diskutierte der Arbeitskreis Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele (AKGWDS) dann intensiv im Sommer 2020. Die Reaktionen seiner Mitglieder und ein Feedback darauf durch die Herausgeber Mai und Preisinger nahm ich zum Anlass, sehr viel grundsätzlicher verschiedene Ansätze zum Historischen Lernen mit digitalen Spielen im Geschichtsunterricht gegenüberzustellen. Allerdings stieg der Text dadurch viel tiefer als geplant auch in die Konzeption des rezensierten Bandes ein. So entstand ein detailreicher Vierteiler als Rezension für das Blog „gespielt“ des AKGWDS, der hoffentlich aus dem Kontrast der Ansätze heraus für viele (angehende) Lehrenden Orientierung bietet.

Etwa die Hälfte der Bevölkerung spielt regelmäßig digitale Spiele, und so kommt dem schulischen Unterricht eine enorm wichtige Rolle für den Austausch über dortige Geschichtsbilder zu. Immerhin bleiben in Online-Communities Spielende häufig unter Gleichen. Deren Vorstellungen über Geschichte verfestigen sich durch gegenseitige Bestätigung. Dadurch fehlen Anstöße, sich überhaupt reflektiert mit der dort dargestellten Geschichte zu befassen. Ideologisch aufgeladene Haltungen, zum Beispiel rechtspopulistische bei Weltkriegsstrategie, erscheinen dadurch vielen Spielenden als natürlich. Das erklärt auch die bisweilen hohe Aggressivität, wenn man in Communities auf fehlerhafte Geschichtsbilder hinweist.

Viele Lehrende wünschen sich geeignete Materialien, um das Thema angesichts vieler technischer und methodischer Probleme auch im schulischen Unterricht zu behandeln. Jeder und jede von ihnen ist bislang jedoch weitgehend auf sich allein gestellt, und muss eigene Ideen in didaktische Konzepte umsetzen. Dafür fehlt im Alltag häufig die Zeit, außerdem erfinden sie so immer wieder das Rad neu. Insofern leistet der Band von Mai und Preisinger einen wichtigen Beitrag, meine Rezension zeigt jedoch auch, dass seine Konzeption vorerst nur weitere Bruchstücke zu einem Mosaik beiträgt. Sicherlich handelt es sich dabei aber um einen wichtigen und wertvollen Diskussionsbeitrag.

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