Publikation

„Keimzellen verborgener Welten“ – Sammelband Globalgeschichte

Im Arbeitskreis Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele (AKGWDS) haben sich mittlerweile mehrere dutzend Forscherinnen und Forscher versammelt, seit wir ihn 2015 als Netzwerk für den deutschsprachigen Raum gegründet haben. Dadurch entstehen nun die ersten gemeinsamen Publikationen als explizite Ergebnisse dieser Zusammenarbeit. Im Wiener Verlag mandelbaum erscheint nun der Sammelband „Weltmaschinen. Digitale Spiele als Globalgeschichtliches Phänomen“ in der Reihe „Expansion Interaktion Akkulturation. Globalhistorische Skizzen“ (ISBN: 978-3-85476-566-0). Ihn geben mit Josef Köstlbauer, Eugen Pfister, Tobias Winnerling und Felix Zimmermann vier ausgewiesene Größen in der geschichtswissenschaftlichen Forschung an digitalen Spielen heraus. Die Einleitung „Welt(weit) spielen“ lässt sich in adaptierter Fassung im Blog gespielt des AKGWDS nachlesen.

Im Sammelband Weltmaschinen geben digitale Spiele Impulse für Globalisierung und Globalgesschichte (Abb. eigenes Foto)

Mein eigener Beitrag beleuchtet unter dem Titel „Keimzellen verborgener Welten. Globalisierungsprozesse beim MMORPG „The Secret World“ als globalhistorische Zugriffswege“ (181-201). Die besondere kulturhistorische Qualität dieses Online-Rollenspieles untermauert meine Dissertation „Erinnerungskulturelle Wissenssysteme in Computerspielen“, die 2019 bei deGruyter Oldenbourg erscheinen wird. Der Beitrag ordnet das Phänomen in den Forschungsstand zu Globalisierung und Globalgeschichte ein. Danach konzentriert er sich auf drei Bestandteile der komplexen Inszenierung, die aus globalhistorischer Perspektive besonders interessant sind: die technikkulturelle Globalisierung, eine Globalisierung der historischen Inszenierung im Spiel und die Globalisierung der Spielerinnen und Spieler in ihren Gemeinschaften. Der Beitrag zeigt, dass diese Spielform und speziell das Fallbeispiel wichtige Beiträge zu globalhistorischen Fragen an heutige digitale Netzwerkgesellschaften leisten.

Globalhistorisch höchst aufschlussreich verknüpft ‚The Secret World‘ historische Mythen und Legenden von der ägyptischen Wüste über New York und Neu-England, London und Transylvanien bis hin nach Seoul und Tokyo. (Abb. eigener Screenshot)

Weitere Beiträger untersuchen globalhistorische Aspekte in der Sphäre digitaler Spiele und tragen damit wichtige Erkenntnisse für historische Inszenierungen in digitalen Spielen auf sozialen, technologischen und kulturellen Ebenen zusammen. So befassen sich in ihren beiden Artikeln Kathrin Trattner und Mahshid Mayar mit globalen Konflikten im War on Terror und Humanitären Krisen. Globalisierte Mythen und Narrative behandeln Janwillem Dubil, Andreas Womelsdorf und Florian Kerschbaumer durch die Amerikanisierung des Untoten, Kategorien von Indigenität, Freiheit und Geschlecht sowie Postkolonialismen. Claas Henschel und Daniel Giere beleuchten unter dem Label Digitale Globalgeschichte teleologische Vorstellungen beziehungsweise Transparenz bei der Analyse digitaler Spiele. Im Abschnitt zur Globalisierung finden sich neben meinem Beitrag noch die Artikel von Andreas Endl/Alexander Preisinger über Klimawandel-Diskurse und von Claus Celeda über die globalisierende und deglobalisierende Wirkung von Jugendschutz.

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