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Digitales Spielen als Reenactment – Beitrag, Sammelband

Reenactment erinnert zuerst an verkleidete Fantasygestalten. Doch wird es auch gezielt für historische Zwecke eingesetzt, indem beispielsweise verkleidete Personen über eine historische Situation in einer TV-Dokumentation Auskunft geben. Damit verwandt sind Formen wie nachgestellte Alltagsszenen, zum Beispiel als Living History im Freilichtmuseum. Auch Live-Action Rollenspiele folgen grundlegend ähnlichen Prinzipien. Steht dort zwar oft eine fantastische Spielwelt im Vordergrund, speist sie sich doch häufig aus akribisch aus historischem Wissen über Gebäude und Handwerkstechniken.

Für den Sammelband „Historisches Reenactment. Disziplinäre Perspektiven auf ein dynamisches Forschungsfeld“ von Sabine Stach und Juliane Tomann trug ich meine Überlegungen aus der Perspektive digitaler Spiele bei. Er erschien in der Reihe „Medien der Geschichte“ bei deGruyter. Unter dem Titel „Digitales Spielen als Reenactment. Kollaboratives historisches Handeln durch Verkörperung in digitalen Räumen“ ging ich der Frage nach, inwieweit bei ihnen auch von Reenactments gesprochen werden kann. Dafür durchmisst der Beitrag zunächst bisherige Forschungsansätze. Darauf aufbauend begründet er, warum weit mehr Phänomene in digitalen Spielen als Reenactment betrachtet werden könnten als bislang. Zentral dafür muss sein, dass die Spielumgebungen kollaboratives historisches Handeln ermöglichen und eine Verkörperung in digitalen Räumen herbeiführen.

Im Band zu „Historischem Reenactment“ steuerte ich eine Perspektive auf digitale Spiele bei. (Abb. eigenes Foto)

Die Geschichtswissenschaft und ihre Nachbardisziplinen untersuchen, was beim Nachspielen historischer Szenen in der Gegenwart von geschichtlichen Überlieferungen übrig bleibt. Hat das, was man da tut überhaupt noch mit Geschichte zu tun? Und wenn ja, dann was genau kennzeichnet solche Geschichtspraktiken? In vielfältigen Formen setzen diverse Akteure geschauspielerten Szenen ein: Von akribischen Truppenaufmärschen zu Schlachtengedenken, Living History zu Alltagsverhalten im Museum oder Live-Rollenspielen zu mittelalterlichen Szenarien befasst sich der Band von Stach und Tomann mit neuen Ansätzen in der Geschichtswissenschaft. Mithilfe ihrer Beiträger:innen wollen sie den Phänomenen und ihren Verbindungen nachspüren. Die „disziplinären Blickwinkel auf ein dynamisches Forschungsfeld“ reichen vom Gefühl als Transportmittel für Geschichte, über Gender und didaktische Perspektiven zu historischen Vergleichen mit dem 19. Jahrhundert und dem touristischen Effekt.

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