In eigener Sache,  Termin

In eigener Sache: GC2008, Marathon zur Games Convention in Leipzig

Eingangsbereich Messe Leipzig
Abb.: Eingangsbereich der Messe Leipzig (eigenes Foto)

Seit Jahren ersehnt, habe ich 2008 tatsächlich die Games Convention in Leipzig besucht. Auch wenn es sehr hart war, die gesamte Messe plus die Reisewege von und zurück nach Hamburg innerhalb eines Tages zu erledigen, bin ich mit Unmengen von Eindrücken zurückgekehrt. Der einzige Wermutstropfen war, dass man über Mittag nicht das Messegelände verlassen konnte (, um die überhöhten Catering-Preise mit einem Mittagessen in der Leipziger Innenstadt zu vergessen). Ansonsten war ich sehr begeistert von der Messe Leipzig – die Anreise war praktisch, die Anlagen waren gepflegt, sauber und gut strukturiert.

Zu Schade, dass der |> Bundesverband Interaktive Unterhaltungsindustrie e.V. (BIU) der Hauptauslöser für das Ende der Leipziger Videospiele-Messe verantwortlich ist. Mit fadenscheinigen Argumenten will man für 2009 eine Konkurrenzmesse in Köln etablieren, die sich an das gleiche Zielpublikum richtet. Dem dort versammelten Druck der großen Publisher wie Ubisoft und Electronic Arts konnten die kleinen Publisher und Entwickler nichts entgegensetzen. Dass allerdings zwei Messen in Deutschland eher dafür sorgen werden, dass beide in der Bedeutungslosigkeit versinken, halte ich bereits jetzt für gewiss. Schließlich hat zwischen 2003 und 2005 die Konkurrenz von European Computer Trade Show (ECTS) und des European Games Network (EGN) in London genau welche Consumer-Messe hervorgebracht? Na? Sie ahnen es: Die Games Convention.

Totenbeschwörer Seraphim Sacred2

Abb.: Totenbeschwörer und Seraphim
(Sacred 2) (eigenes Foto)

Natürlich standen für mich aber die faszinierenden Eindrücke vor allem von Spielepräsentationen im Vordergrund, wie z.B. Battleforge, Mirror’s Edge und Dead Space bei Electronic Arts oder die Probepartie von Starcraft 2 am überdimensionalen Messestand von Blizzard. Aber auch Gespräche mit Publishern und Entwicklern (z.B. über Sacred 2 oder den Horror-Shooter F.E.A.R. 2) waren durch ein Quentchen Glück möglich. Viel Mut erforderte wohl auch der Auftritt von Pyranha Bytes bei ihrem neuen Publisher Deep Silver, nachdem die von der Gothic 3-Bugpest verbitterte Community den Entwickler schon als Piranha Bugs verschrie.

Endwar Sprachsteuerung

Abb.: Endwar-Entwickler und Sprach-
steuerung (eigenes)

Eine herbe Enttäuschung erlebte ich bei der Präsentation des mit vielen Vorschusslorbeeren bedachten Endwar von Ubisoft, welches mit einer innovativen Sprachsteuerung das Echtzeit-Strategie-Genre auf Konsolen etablieren wollte. Zwar klappte die Sprachsteuerung anstandslos, wie der Chef-Entwickler vorführte, doch offenbar waren die Spielinhalte dahinter vergessen worden – selten wurde meine Vorfreude schon bei der Präsentation so herbe enttäuscht. Außerdem sah das Spiel keineswegs überragend aus.

Auch waren die Unterhaltungen in den zahlreichen Warteschlangen mit anderen Gästen aus vielen Teilen Europas sehr aufschlussreich. Unter anderem tauschte ich mich so mit ein paar Italienern über unsere deutsche Jugendschutzdebatte in der Schlange vor dem apokalyptischen Endzeit-Rollenspiel Fallout 3 aus, und stellte erstaunt fest, dass die Spieler auf der Halbinsel offenbar die deutsche Diskussion sehr detailliert verfolgen.

Ein außerordentlich sachliches und wertvolles Gespräch ergab sich auch in der Schlange vor dem Horrorshooter F.E.A.R. 2 über den dramaturgischen Gehalt von blutiger Gewaltdarstellung in dem Titel mit ein paar Landsleuten, bevor ich mich bei einer Probepartie mit einem Tschechen über die Vorzüge und Nachteile des neuen Spielprinzips von Phenomics Battleforge austauschte.

Schon allein deswegen war es die anstrengende Reise nach Leipzig wert. Ich bin gespannt, wie dort mit dem Affront durch den BIU umgegangen wird. Alles Gute, Leipzig.

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