Erinnerungskultur, digitale Spiele und Internationale Jugendarbeit – Vortrag, Digital Transformer Days
Auf den Digital Transformer Days am 15.11.2025 stellte mein Vortrag „Join the Squad! Erinnerungskultur und digitale Spiele als Werkzeuge für die Internationale Jugendarbeit“ methodische Vorgehensweisen und historische Kontexte vor. Mit ihnen können internationale Begegnungen junger Menschen zu erinnerungskulturellen Themen gerade mithilfe von digitalen Spielen gelingen.
Schon 2023 hatte ich in einem Vortrag für die binationalen Austausche historisch relevante Themen vorgestellt (z.B. zum deutsch-israelischen oder deutsch-französischen Verhältnis). Dieses Mal konzentrierte ich mich stärker auf einen Deep Dive zu Osteuropa – insbesondere zu Polen. Dort besteht eine starke innovative Entwickler-Szene, und digitale Spiele werden in erinnerungskulturelle Aktivitäten polnischer Institutionen eingebunden. Selbst der polnische Staat hat sie für Bildungszwecke entdeckt und setzt sie sehr ambivalent für offizielle Lesarten einer nationalen Leitidee ein. Ich stellte einen besonders prägnanten Fall vor, indem sogar die historische Deutung eines ehemals kommerziellen Spieles aktiv umgewidmet wird.
Im zweiten Teil schilderte ich, wie sich unterschiedliche Werkzeuge des Game-Design nutzen lassen. Dabei skizzierte ich drei von mir erprobte Szenarien in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Anhand eines Ablaufplans gab ich je ein Beispiel für das methodische Vorgehen mit Gruppen von Jugendlichen. Außerdem machte ich an ein paar Beispielen deutlich, welchen methodischen Nutzen gezielt gewählte Spielmechaniken aus Multiplayer-Titeln für die Beziehungsarbeit im internationalen Kontext haben können.

Zu den Digital Transformer Days laden jährlich die Fachstellen für die Internationale Jugendarbeit in Deutschland ein. Koordiniert werden die binationalen Fachstellen durch IJAB e.V. als bundesdeutsche Fachstelle. Aufgrund meiner beratenden Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (DRJA) in Hamburg baten mich die Kolleg:innen um einen Beitrag zu digitalen Spielen, erinnerungskulturellen Perspektiven und methodischen Szenarien. Am Freitag zuvor hatten die Teilnehmenden zudem das Play Festival von Creative Gaming besucht, um den kreativen Umgang mit digitalen Spielen dort mithilfe einer Führung kennenzulernen.
Nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wurde jede Zusammenarbeit mit Russland eingestellt. Um die Kernaufgabe der Austausche gebracht, sucht die Stiftung DRJA nach innovativen Wegen, über digitale Communities und Gaming völkerverständigend mit deutschen, russischen und ukrainischen Jugendlichen zu arbeiten. Aktuell läuft dort das Projekt „Digitale Jugendarbeit durch Gaming-Formate stärken“. Das vorausgegangene Projekt „Play it forward“ beriet ich zu Spielmechaniken und Einsatz-Szenarien für die Jugendarbeit und steuerte zur Publikation bei.
Im Tagesverlauf gab es viele Gelegenheiten sich über digitale Projekte der Jugendaustausche zu informieren und sie zu diskutieren. Als weiteren Impuls stellte Chris Binder den Bildungsserver und das Projekt BLOCKALOT vor. Dadurch stellt das Landesmedienzentrum Baden-Würtemberg eine geschütze Ökosphäre bereit. In ihr können Lehrkräfte und außerschulische Akteure in der Bildung Spielumgebungen mit ihren Schüler:innen oder in der Kinder- und Jugendarbeit erstellen, erkunden und bearbeiten.
Die Spielwelten basieren auf Luanti, vor kurzem aus Minetest umfirmiert. Das Vorbild Minecraft ist deutlich erkennbar – glücklicherweise, denn Kinder- und Jugendliche geben in Studien kontinuierlich in großer Breite an, das Spiel zu nutzen. Allerdings ist Luanti nicht nur frei verfügbar, sondern auch wesentlich besser modifizierbar. Das oben genannte Projekt der Stiftung DRJA erkundet gerade ebenso seinen Einsatz mit Blockalot.
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