Überblick zu einigen medientechnischen kombinierbaren Modulen des Medienlabor der Public History Hamburg
In eigener Sache,  Projekt

GameLab Refurbish – Expertise, Public History Hamburg

Vor gut zehn Jahren beschaffte ich für die Public History an der Universität Hamburg das GameLab für Historiker:innen. Aus Fakultätsmitteln finanziert, diente es mir in der entstehenden Disziplin als Werkzeug und Begegnungsort, um Lehre und Forschung systematisch mit Studierenden und vielen Partner:innen fortzuentwickeln. Nach zehn Jahren startet nun endlich der Studiengang Master Public History in Hamburg. Anlass genug für Hardware-Check und notwendige Updates, um einen strengen Blick in den Maschinenraum zu werfen und Empfehlungen für die Professur zu verfassen.

Das aus Mitteln der Fakultät beschaffte „Großgerät“ stellte für meine eigene Dissertation einen wichtigen Experimentierraum zusammen. Ich setzte den gaming-fähigen PC und die Konsolen mit Studierenden in Projektkursen zu verschiedenen Themen und methodischen Blickwinkeln ein. Es führte Forschende nach Hamburg, um sich über ihre Arbeit in meiner AG History Matters auszutauschen. Partner:innen aus der Games Branche trafen mit aufstrebenden Forschern und Vertreter:innen vieler Institutionen wie Gedenkstätten aufeinander. Ein solches Labor ist also nur teils ein technisches Gerät, vielmehr ein wichtiger Ermöglichungsraum.

So stellten beispielsweise Absolventen des Games Master an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) ihr Gründungsprojekt „Ad Infinitum“ vor. Sie diskutierten mit neugierigen Gästen und Studierenden aus Geschichte und Lehramt ihre erinnerungskulturell konzipierten Monstergegner und den Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs mit einer Forschenden aus Sydney, die das Thema bei unseren Partnern der Macquarie University beforschte. Letztlich erwuchs aus diesen Kontakten rund um das GameLab auch die Gründung des Arbeitskreises für Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele (AKGWDS), der sich mittlerweile breit auf Geisteswissenschaften ausrichtet und so leider den scharfen Fokus auf Geschichte verlor.

Das GameLab diente bspw. als Kristallisationspunkt in einer spielekulturellen Debatte um Mittelalterbilder und osteuropäische Nationalismen an dem Action-Rollenspiel Kingdom Come (Foto Nolden)

Auch Studierenden mit einem eher kleinen Geldbeutel sollte es einen breiten Einblick auf Plattformen und ggfs. Unterschiede bei Spielen zu ermöglichen. So ist das GameLab ist angesichts der teuren Geräte, des Zubehörs und Veröffentlichungen auf mehreren Plattformen durchaus auch ein soziales Projekt. Dafür richteten wir eine Bibliothek für digitale Spiele als Teilbestand H60 der Universitätsbibliothek ein: die Ludothek. Insgesamt kamen hier gut 400 Spiele zusammen, teils aufgrund einer Übergabe aus dem Dissertationsprojekt von Steffen Bender mithilfe der Thyssen Stiftung. Das Spektrum der Spiele, die ich orderte, legte ich zusammen mit den Studierenden fest. Nicht allein meine Kriterien für Relevanz sollten die Beschaffung dominieren. Um den Fortbestand zu sichern, erreichten wir, dass die Ludothek als ein Sonderbestand in der Universitätsbibliothek eingerichtet wird.

Genau so entscheidend, wie die Möglichkeit im Kontext von Studium und Lehre zu spielen und zu forschen, sind die modularen technischen Lösungen zu Aufzeichnung und Mitschnitt. Während hier auf dem PC eine Software-Lösung flexibel einsetzbar ist, stellen gerade die älteren Konsolen hier vor erhebliche technische Herausforderungen. Eine externe Mitschnittbox wurde so zu einem unverzichtbaren Bindeglied zwischen dem PC als Aufzeichnungsplattform und den Ereignissen auf den Bildschirmen der geschlossenen Plattformen.

Denn methodisch stellt sich natürlich die Frage nicht nur nach den Inhalten der Spielerfahrung und Beobachtungen durch Forschende, sondern auch Fragen nach ihrer Bewahrung. Schließlich sollen Beobachtungen dokumentierbar sein, um damit Belege für Forschungsdiskurse zu erzeugen. So diente das Gerät auch dafür, die Bemühungen für eine systematisch professionalisierte Forschungsarbeit an die geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen anzuschließen.

So viele innovative studentische Einfälle und Projektseminare das GameLab auch vorbrachte: Software und Gerät kommen in die Jahre. Gerade auf dem PC sind die Entwicklungen kontinuierlich und rasant. Typisch auch: Sobald ich Hamburg aufgrund des speziell deutschen Befristungszirkus verlassen musste, wurde der Einsatz des Labors erheblich seltener. Zum Zehnjährigen startet nun in Hamburg endlich der Master Public History, auf den wir so lang hin arbeiteten. Die Hoffnung ist, dass der Master auch hier einen neuen Impuls geben könnte.

Zur langfristigen Sicherung erfasst ein Sonderbestand in der Universitätsbibliothek die Bestände der Ludothek (Screenshot Nolden)

Deshalb folgte ich begeistert der Anfrage des damaligen Kollegen und heutigen Professors für Public History, Thorsten Logge. Unterstützt von einer Hilfskraft testete ich alle technischen Geräte auf Funktionsfähigkeit und prüfte, ob sie auch trotz mehrerer Umzüge vollständig waren. Wir inventarisierten und verkabelten, damit alles ein Mal erprobt werden konnte. Bewaffnet mit einigen USB-Sticks voller Updates und Softwarepakete stellte ich den Betrieb der Konsolen wieder sicher. Das Material ist vollständig, betriebsfähig und gepflegt.

Ich legte einen umfassenden Bericht mit Empfehlungen vor, für welche Arten eines Fortbetriebs sinnvoll investiert werden könnte. Zum Beispiel müsste der PC gesondert fit für eine neue Software-Generation gemacht werden oder sogar neu beschafft. Eine nachfolgende Konsolengeneration nähert sich selbst fast wieder ihrem Zyklusende. Und mobile gaming nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Dafür jedoch müssten natürlich auch neue Mittel mobilisiert werden… und wie ich oben schrieb auch Personal, das ein solches Labor auch lehr- und forschungsorientiert für die Public History betreiben könnte.

Upgedatet und technisch voll in Schuss ermöglichen die Konsolen, mit zwei technische Generationen zu arbeiten. Um das Labor zukünftig fortzuschreiben, legte ich Empfehlungen für die Professur vor. (Foto Nolden)

Nach all den Jahren war es aber auch schön, an den Ursprung meiner Arbeit in der Public History zurückzukehren. Und was die neuen Professur bringen wird, erwarte ich schon gespannt. Gratulation auf jeden Fall an die Kolleg:innen für den so wichtigen Studiengang in diesem Bereich, auf den wir so lange hinarbeiteten.

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