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Schmach paragraph versailler Vertrag

Unter dem Sanktionsdruck der Alliierten – man hatte der deutschen Seite nach der Übergabe der endgültigen Version des Vertrages eine Annahmefrist von zunächst 5, dann 7 Tagen eingeräumt – nahm die Verfassunggebende Nationalversammlung in Weimar am 23. Juni 1919 den Friedensvertrag an (237 zu 138 Stimmen, 5 Enthaltungen). Der Schauplatz war von hoher Symbolik. Im selben Saal hatte 1871, nach dem Sieg über Frankreich, Otto von Bismarck den preußischen König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert. Die Franzosen hatten das als Schmach empfunden. „Diese Schmach wurde nun getilgt, indem das besiegte Deutsche Reich an eben diesem Ort einen drakonischen Friedensvertrag unterzeichnen musste“, schreibt der Historiker Eberhard Kolb. Schnell machen sich Radikale im Land die allgemeine Empörung zunutze. Der Vertrag wird für alles verantwortlich gemacht, was in der jungen Weimarer Republik Unmut hervorruft. Verantwortliche Demokraten, die den Friedensvertrag notgedrungen unterzeichnen mussten, werden als Erfüllungspolitiker diskreditiert, manche von ihnen ermordet. Die Bedingungen, welche die Alliierten dem geschlagenen Deutschland auferlegen, scheinen auf den ersten Blick unerfüllbar und nicht akzeptabel: Gebietsverluste und drakonische Reparationszahlungen, der Verlust der militärischen Schlagkraft und die Zuweisung der Kriegsschuld an „Deutschland und seine Verbündeten“. Versailles muss weg, lautet von nun an das Credo vieler Politiker im Land, gleich welchem Lager sie angehören. Doch war der Vertrag wirklich so hart, wie ihn damals viele Zeitgenossen empfanden? Hing er tatsächlich wie ein Mühlstein um den Hals der jungen Republik? Gab es nicht auch vielversprechende Anläufe, die Folgen abzuschwächen? In der Rückschau scheint eine direkte Linie von Versailles zu Hitler zu führen.

Historiker und Historikerinnen diskutieren in der Dokumentation, ob bereits 1919 die Weichen in Richtung NS-Diktatur gestellt wurden. Mit Inkrafttreten des Friedensvertrages ergaben sich für Bayern zahlreiche Änderungen. Die bayerische Pfalz blieb von französischen Truppen besetzt. Der Friedensvertrag von Versailles wird in der heutigen Forschung gleichermaßen als zu hart und zu milde bewertet. Das Vertragswerk erwies sich ohne Zweifel als eine schwere Bürde für die junge deutsche Demokratie. Gleichzeitig waren die Bedingungen des Friedensvertrages aber weniger rigoros ausgefallen, als dies aufgrund der Gegebenheiten möglich gewesen wäre. Der Vertrag besaß durchaus einen Kompromisscharakter, wenn er auch nicht den deutschen, realitätsfernen Hoffnungen auf einen milden „Wilson-Frieden“ entsprach.