Vortrag

Hansische Quellen im digitalen Zeitalter, Wismar

Auf der 129. Pfingsttagung des Hansischen Geschichtsvereins in Wismar hatte ich die Gelegenheit, in einem Vortrag aus den Fortschritten meiner Doktorarbeit zu berichten. Unter dem Titel „Hansische Quellen im Webzeitalter. Chancen und Nutzen durch die Prinzipien digitaler Editorik“ begründete ich didaktisch wie methodisch, warum und wie webgestützte Editionen von historischen Quellen besser an die grundlegenden Eigenschaften des digitalen Mediums anzupassen sind.



Abb. Die Lösungsvorschläge für spielerischere Ansätze beim Edieren historischer Quellen
im Web wurden sehr positiv aufgenommen.

Dafür erläuterte ich zunächst den Befund an bereits vorhandenen Projekten wichtiger Editionswerke. Obwohl die digitalen Medien sich nun schon seit einiger Zeit weit verbreitet haben, wird immer noch zu wenig hinterfragt, ob das, was wir Forscher dort anbieten, wirklich den Bedingungen des Web Rechnung trägt oder schlicht bekannte Strukturen und Systeme unreflektiert auf das Netz übertragen werden. Auf der anderen Seite wird zu viel das betrieben, was technisch machbar ist, zu wenig aber darüber nachgedacht, was erkenntnistheoretisch und didaktisch wirklich sinnvoll wäre.

Ich erläuterte vor den mehr als hundert Teilnehmern und Gästen der Tagung, weswegen aus den Eigenschaften von digitalen Netzwerken grundsätzliche Anforderungen an Editionen im Web folgen und wie diese realisiert werden könnten. Denn diese Bedingungen werden bereits in vielen Aspekten durch Methoden und Prozesse in bestimmten Formen von Videospielen bedient, den Massively Multiplayer Online Roleplaying Games (MMORPGs). Deren Eigenschaften und Verfahrensweisen sind wegweisend auch für webbasierte Anwendungen in der Wissenschaft, respektive der Geschichtswissenschaft. Meine Dissertation bietet dafür nicht nur theoretisch Denkkonzepte an, sondern wird auch anhand einer begleitenden Webanwendung Lösungen illustrieren.

Der Vortrag wurde sehr intensiv debattiert, auch im Hinblick auf die Folgen für den Hansischen Geschichtsverein und seine historische Grundlagenforschung. Dabei spielten Kostenfragen eine Rolle, und meine konkreten Vorstellungen wurden erbeten, bestimmte Detailfragen zu lösen. Mir zeigten die Reaktionen auf diesen Vortrag, dass es sich bei den Mitgliedern des Hansischen Geschichtsvereins um einen sehr aufgeschlossenen Kreis handelt, der bereit ist, auch sehr unkonventionelle Anregungen und Neuerungen sehr offen zu diskutieren. Nach meinem Dafürhalten liegt in dieser gemeinsamen Erkenntnis bereits ein sehr großer Erfolg meines Vortrags.

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